Haftpflicht- vs. Rechtsschutzversicherung: Die wichtigen Unterschiede

Ein weit verbreiteter Irrtum kann im Schadensfall teuer werden: Viele Menschen glauben, ihre Haftpflichtversicherung würde automatisch alle Kosten übernehmen und ihre Interessen umfassend vertreten. Doch das ist ein gefährlicher Trugschluss, der bei Unfällen zu bösen Überraschungen führen kann.

Der fundamentale Unterschied

Die Haftpflichtversicherung und die Rechtschutzversicherung haben völlig unterschiedliche Aufgaben:

Haftpflichtversicherung:

  • Prüft ausschließlich, ob und in welchem Umfang Du für einen Schaden haftest
  • Übernimmt die Kosten für Schäden, die Du anderen zugefügt hast
  • Wehrt unberechtigte Ansprüche gegen Dich ab
  • Vertritt NICHT Deine eigenen Schadenersatzansprüche

Rechtschutzversicherung:

  • Übernimmt die Kosten für Deinen eigenen Anwalt
  • Vertritt Deine Interessen bei der Durchsetzung eigener Ansprüche
  • Unterstützt Dich bei der Geltendmachung von Schadenersatz
  • Hilft bei rechtlichen Auseinandersetzungen aller Art

Ein praktisches Beispiel verdeutlicht den Unterschied

Stelle Dir folgende Situation vor: Dein Kind fährt mit dem Fahrrad über die Straße – nicht dort, wo es erlaubt ist. Ein Auto erfasst das Kind, beschädigt das Fahrrad und bekommt selbst Kratzer am Lack. Das Kind kommt mit einem blauen Fleck und einem Schrecken davon, erleidet aber möglicherweise ein Trauma.

Was passiert mit den Haftpflichtversicherungen: Die Haftpflichtversicherungen beider Parteien klären untereinander, wer für welche Sachschäden aufkommt. Sie prüfen die Schuldfrage und regulieren entsprechend die Kratzer am Auto und den Schaden am Fahrrad.

Was NICHT passiert: Niemand prüft automatisch, ob Dein Kind einen Anspruch auf Schadenersatz oder Schmerzensgeld hat. Die Haftpflichtversicherung des Autofahrers wird nicht von sich aus ein großzügiges Schmerzensgeld anbieten. Mögliche Folgeschäden wie Therapiekosten nach einem Trauma werden nicht automatisch berücksichtigt.

Hier kommt die Rechtschutzversicherung ins Spiel: Nur mit einer eigenen Rechtschutzversicherung kannst Du einen Anwalt beauftragen, der Deine Interessen vertritt und prüft, welche Ansprüche Dir zustehen. Dieser Anwalt wird beispielsweise:

  • Schmerzensgeld für das Kind geltend machen
  • Mögliche Therapiekosten bei Traumatisierung einfordern
  • Alle weiteren Schadenersatzansprüche durchsetzen

Warum dieser Unterschied so wichtig ist

Ohne Rechtschutzversicherung musst Du die Anwaltskosten selbst tragen – und das kann schnell mehrere tausend Euro kosten. Viele Geschädigte verzichten deshalb auf die Durchsetzung berechtigter Ansprüche, weil sie das finanzielle Risiko scheuen.

Die Haftpflichtversicherung der Gegenseite hat kein Interesse daran, Dir freiwillig alle zustehenden Ansprüche zu zahlen. Sie wird immer versuchen, die Kosten so gering wie möglich zu halten.

Fazit: Beide Versicherungen sind wichtig

Haftpflicht- und Rechtschutzversicherung ergänzen sich, ersetzen sich aber nicht gegenseitig:

  • Die Haftpflichtversicherung schützt Dich vor Ansprüchen anderer
  • Die Rechtschutzversicherung hilft Dir, Deine eigenen Ansprüche durchzusetzen

Nur mit beiden Versicherungen bist Du im Schadensfall wirklich umfassend abgesichert. Wer glaubt, mit der Haftpflicht allein auszukommen, riskiert im Ernstfall erhebliche finanzielle Verluste – auch wenn er eigentlich im Recht ist.

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